22 Aug 2016

Bewertung der Durchgängigkeit von Fließgewässern für Sedimente

Im Rahmen eines LAWA-Vorhabens werden derzeit von der Ingenieurbüro Floecksmühle GmbH und der DHI Klassifikationsregeln für die Fisch- und Sedimentdurchgängigkeit der Fließgewässer als unterstützende Komponente für die Einstufung des ökologischen Zustands gemäß EG-WRRL überprüft und entwickelt.

Die Sedimentdurchgängigkeit von Fließgewässern wird derzeit in Deutschland nicht flächendeckend und in den Bundesländern, falls eine Klassifikationsmethode vorliegt, unterschiedlich bewertet. Folglich wurden Bewertungsregeln und eine Klassifikation der Durchgängigkeit für drei Ebenen, den Querbauwerksstandort, den Wasserkörper und das Gewässersystem, entwickelt. Diese Bewertungsregeln nutzen vorwiegend Daten aus Grundlageninformationen zum Gewässer, Monitoringdaten zum Sedimenthaushalt, Daten zur Gewässerstrukturgüte und zu den Querbauwerken. Für die Entwicklung des Verfahrens wurden vorhandene Methoden gesichtet und bei entsprechender Eignung genutzt.

Die Sedimentdurchgängigkeit am Querbauwerksstandort wird in fünf Schritten und mittels drei Einzelparametern, Geschiebetransport, Schwebstofftransport und morphologische Entwicklung, bewertet (Abbildung 1). Von den fünf Schritten sind zwei Schritte für alle Querbauwerksstandorte auch bei geringer Datengrundlage durchführbar, während drei weitere Schritte optional je nach Datenlage geprüft werden können.

Bewertungsmethodik der Sedimentdurchgängigkeit am Querbauwerksstandort

Im Wasserkörper wird die Sedimentdurchgängigkeit in sechs Schritten und mit Hilfe von vier Einzelparametern, morphologische Bedingungen, longitudinale Sedimentdurchgängigkeit, Geschiebehaushalt und Feinsedimente, bewertet. Die Bewertung der Sedimentdurchgängigkeit im Gewässersystem stützt sich auf die Parameter der Wasserkörper. Hierbei stehen übergeordnete Prozesse und Verknüpfungen zwischen den Wasserkörpern im Vordergrund, so dass weniger eine Aggregation der Bewertung auf eine größere Ebene erfolgt, sondern vielmehr eine Darstellung der Wirkzusammenhänge gewährleistet wird.

Systemskizze für die Prozesse des Sedimenttransports im Einzugsgebiet und im Gewässersystem

Das entwickelte Verfahren für die Fisch- und Sedimentdurchgängigkeit der Fließgewässer wurde am 15./16.06.2016 in Eisenach beim Expertenkreis Hydromorphologie der Länder (EK HYMO) vorgestellt. Derzeit erfolgt an drei Beispielgewässern in Deutschland die sogenannte Defizitanalyse, also eine Erprobung der gewählten Klassifikationsschemata für ausgewählte Standorte und Wasserkörper für je ein Beispielgewässersystem im Flachland, im Mittelgebirge und in den Voralpen/Hochgebirge. Diese Prüfung der Klassifikationsschemata schafft eine Anwendungsgrundlage an konkreten Beispielgewässern und bietet die Möglichkeit weitere Vereinfachungen im Verfahren zu prüfen.